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Bericht von Gilly Landbuhr - Spionin im Dienst von Serrikanien/Zerrikania im Jahr 1304 der alten Zeitrechnung

 

Meine Königin, ich hoffe diese Zeilen erreichen euch in Windeseile und in bester Gesundheit. Möget ihr stets Aufwind unter euren Flügel verspüren und in der Sonne fliegen!

 

Viel ist passiert in den nördlichen Königreichen und eine weitere Wende steht vor der Tür.

Wie befohlen haben Ator, mein treuer Drachengefährte, und ich alle Königreiche bereist und uns zu den letzten Geschehnissen umgehört. Die Details meiner Reise schicke ich euch in separaten Briefen, hier möchte ich nur die wichtigsten Veränderungen kurz zusammenfassen. Wir werden noch einige Monate unterwegs sein - eine neue Spur hat sich aufgetan, der wir folgen wollen.

 

Nilfgaard, im Süden, bleibt auch weiterhin hinter ihren hohen Mauern. Der Vampirismus aber verbreitet sich stetig auch über die Grenzen des Imperiums hinaus. Getarnt als Händler*innen, einfache Reisende und Künstler*innen versuchen die Blutsauger ihre Mittelsleute in Position zu bringen. Es ist weiterhin unklar, ob Emhyr var Emrys selbst ein Vampir ist oder von ihnen kontrolliert wird. Unterdessen leiden große Teile des Volkes unter der Schreckensherrschaft, die mit absoluter Autorität regiert. Hunger plagt die einfache Bevölkerung, die Not ist groß und Widerstand regt sich langsam. Hochburg der Dekadenz ist die Provinz Toussaint wo Anna Henrietta, in ewiger Langeweile, eine Festlichkeit nach der anderen veranstaltet und das einfache Volk im wahrsten Sinne des Wortes ausblutet.

 

Cintra positioniert sich in einer neuen Rolle innerhalb der nördlichen Königreiche. Verraten von allen Seiten in den alten Konflikten überraschte die Entwicklung des Ordens viele. Sie sehen sie sich nun als Vertreter der Menschen und der alten Vormachtstellung. Sie plotten und planen und agieren teils im Schatten, doch teils auch offen und ohne Hehl. Hexer und Monsterjäger zieht es auch weiterhin in den Orden und in den Kampf gegen Monster, Dämonen und alles Andersartige. Man sagt sich aber, dass Cintra auf der Suche nach etwas ist, wenn auch weit weniger fanatisch als das nilfgaardische Imperium noch vor 25 Jahren. Ator möchte hier mehr herausfinden und unsere Wege trennen sich daher.

 

Euer Eingreifen in Redanien scheint gefruchtet zu haben. Das Reich befindet sich erneut in einer Krise. Lindonna Maven die Erste regiert weiterhin das ehemals stolze Königreich im Nordwesten. Adel und Traditionalisten aber versammeln sich mehr und mehr hinter Radomed I. Sein Anspruch als Thronfolger ist unumstritten, aber viel ist in der Zwischenzeit passiert und Lindonna hat zahlreiche einflussreiche Fürsprecher und das Volk auf ihrer Seite. Aus den Schatten heraus bekämpfen sich die beiden Fraktionen, um sich gegenseitig zu schwächen und die Oberhand zu gewinnen. Ein Bürgerkrieg scheint unausweichlich. Ich habe Gerüchte über eine Entführung oder Ermordung der Königin vernommen, kann dem aber nicht nachgehen. Das würde wohl alles eskalieren.

 

Wie erwartet schwächte der Tod des Herrschers Corley von Temerien das Königreich. Die einfältige Königin Adda die Weiße aber reagierte erstaunlich rasch. Sie heiratete erneut, den Anführer der oppositionellen Adelsfraktion - Adarius von Maribur ist ein unerwartet guter Gegenspieler. Er hat exzellente Verknüpfungen zu den Akademien der Magie der nördlichen Königreiche und schuf schnell einen Zufluchtsort für magisch Begabte. Während die Magier*innen im Orden der Flammenrose nur Mittel zum Zweck waren, witterten viele von ihnen nun die Chance zu einem echten Neuanfang und einer Veränderung. Zahlreiche Zauberer und Zauberinnen aus allen Gebieten flüchteten nach Temerien und gelobten dem Königreich ihre Treue im Tausch gegen Schutz und ihr altes Ansehen. So unterstützen sie das erstarkende Temerien und machen es zu einem ernstzunehmenden Gegenspieler.

 

Das östliche Dol Blathana, Königreich der Elfen, versinkt in Unsicherheiten und Problemen. Das beherrschte Gebiet war zu groß, um Kontrolle und Einfluss aufrecht zu erhalten. Ungewohnte Bürokratie, macht- und geldgieriger Adel und interne Streitigkeiten schwächten das Königreich, und Unsicherheit und Unzufriedenheit stiegen. Zahlreiche Soldat*innen wurden zurück in das Kerngebiet des Elfenkönigreichs befohlen und ließen so die westlichen Grenze ungesichert und verwildern. Königin Francesca Findabair aber blieb nicht untätig. Sie reformierte das Königreich, ließ zahlreiche Adelige hinrichten und sammelte die stolzen, reinrassigen “Anderlinge” hinter sich. Gemeinsam mit den Monstern des Waldes an ihrer Seite regiert Königin Findabair nun absolut.

 

Die größte Überraschung der letzten beiden Jahre aber gibt es in der östlichsten Elfen-Provinz Feainn Gaeth. Dem neu eingesetzten Verwalter gelang es, das Gebiet halbwegs zu vereinen und ein faires Miteinander zwischen Elfen, Zwergen, Gnomen und Menschen aufzubauen. Es wirkte beinahe als hätte er es geschafft - den Traum des Miteinanders!

Doch die Herausforderungen waren groß: Während Dol Blathana die Provinz mehr und mehr im Stich ließ, wurden die angrenzenden Königreiche stärker und bedrohlicher. Verwalter Staimil wurde sonderbar, sagt man - er tat sein Möglichstes, doch Trauer und Schmerz beherrschen ihn. An seiner Seite aber erhob sich eine elfische Kämpferin - sie war die Manifestation der Rache und des Chaos. Mit ihr gemeinsam erhoben sich andere, Menschen und Elfen gleichermaßen für die neue Provinz. Erstmals wirkte es, als würde das Miteinander wirklich funktionieren. Sie kämpften gegen die Ungerechtigkeit, die Versuche der Ausbreitung Redaniens und Temeriens und den Verrat durch Dol Blathana.

 

Eine alte Frau am Wegesrand erzählte uns etwas vom Gleichgewicht, das nicht mehr in der Balance war. Nur durch das Einschreiten der drei weisen Schwestern sei das Gebiet nun wieder ausgeglichen. Faeinn Garth als neuer Weg des Gleichgewichts würde die unkontrollierte Ausbreitung der Menschen ebenso wie den Stillstand der Elfen in Balance halten.

 

Die neuen Königreiche erstarren nun in einer Pattsituation und sind auf der Suche nach Vorteilen und Verbündeten gegenüber den anderen. Konflikt und Krieg wirken unausweichlich.

 

Die Einladung von Cerys an Craite von den Skellige Inseln kommt für viele also nur allzu gelegen. Die Inseln im Osten von Cintra waren lange Jahre unbeachtet. Auch dort hatte die zweite Sphärenkonjunktion für Veränderungen gesorgt. Trolle und Elementare beherrschen und beeinflussen die Inseln und ihre Bewohner*innen heißt es. Ich bin bereits auf dem Weg, mir selbst ein Bild zu machen und euch, meine Königin, umgehend berichten zu können.

 

Möge der Westwind mit Euch sein

Gilly Landbuhr